Lutherstammhaus

Das Elternhaus von Dr. Martin Luther


Im 15. Jahrhundert waren die meisten Höfe in den kurfürstlich-sächsischen Amtsdörfern Erbzinshöfe, welche geistlichen oder weltlichen Herren zinspflichtig waren. Die Bauern waren somit keine Leibeigenen, die relativ geringe jährliche Abgabe war an den Hof und nicht an die Person gebunden. Die Erbzinsbauern waren frei und konnten ihren Hof vererben und verkaufen.

Die Luders oder Luthers gehörten zu den alteingesessenen Bauernfamilien in Möhra. Nach der Möhraer handschriftlichen Chronik der Lehrer Gottlieb und Richard Thürk soll sich die Luthersippe in Möhra von dem fuldaischen Geschlecht von Lüder (buchischer Landadel) herleiten, die sich im 14. Jahrhundert um das Möhraer Dorfkirchlein ansiedelten.

Auch der Bauernhof des Großvaters von Dr. Martin Luther, Heine Luther, war ein Erbzinshof. Sein ältester Sohn Groß Hans war der Vater des Reformators. Zu jener Zeit erbte der jüngste Sohn, Klein Hans, den Hof. Die älteren Brüder, neben Groß Hans noch Veit und Heinz mussten entweder in einen Bauernhof einheiraten oder einen anderen Erwerb suchen. Groß Hans Luther wurde Bergmann und war im Kupfererzbergbau bei Kupfersuhl tätig. Als dieser unergiebig wurde, zog er mit seiner jungen Frau Margarethe im Frühsommer 1483 ins Mansfeldische, damals einem der bedeutendsten Kupferbergbaugebiete Europas, und so wurde Martin Luther am 10. November 1483 in Eisleben geboren. Martin Luther war zwar ein Bergmannssohn, doch hat er mehrfach seine bäuerliche Herkunft aus Möhra betont:

"Ich bekenne, dass ich ein Bauernsohn von Möhra bei Eisenach bin."

Aus den Amtsregistern ist nachgewiesen, dass 1618 das oben abgebildete Haus von Georg Luther (einem Urenkel von Klein Hans Luther, dem Onkel des Reformators), wahrscheinlich nach einem Brand, auf den Grundmauern des alten Hauses neu errichtet wurde. Im Vorgängerbau soll nach einer Überlieferung der Vater von Martin Luther zur Welt gekommen sein.

Dieses Haus wurde am 3. März 1656 von Georg Luther, der dafür einen Garten an der Pfarrwiese bekam, an Johannes Ihling vertauscht. Die Ihlings besitzen es noch heute.

Auf Betreiben des Steinbacher Pfarrers Ortmann, einem fleißigen Forscher des Luthergeschlechts in Möhra, erhielt 1844 das Haus eine Gedenktafel aus Schiefer mit der Inschrift

"Dr. Martin Luthers Stammhaus".

Martin Luther soll sein Elternhaus noch mehrfach besucht haben. Nachweislich hat er am 3. Mai 1521 auf der Rückreise vom Reichstag zu Worms in Möhra bei seinem Onkel Heinz übernachtet und am 4. Mai auf dem Platz vor der Kirche zu den Gläubigen gepredigt. Am Abend des 4. Mai wurde er in der Nähe von Steinbach auf Geheiß Friedrich des Weisen "gefangen genommen" und auf der Wartburg in Sicherheit gebracht, wo er binnen eines Jahres das Neue Testament vom Griechischen ins Deutsche übersetzte.

Vom Märchen und Sagensammler Ludwig Bechstein veranlasst, wurde 1861 wurde auf dem Kirchplatz das Lutherdenkmal feierlich eingeweiht.